Apicultural Review Letters
(Kritische Apikulturbriefe)
 

6. Brief
25. November 2005


 

Nebenwirkungen gentechnisch veränderter Feldfrüchte auf Bienen*

In den Vorträgen zum Einfluß von gentechnisch veränderten Pflanzen auf der APIMONDIA 2005 in Dublin untersucht Dr. D. Babendreier aus der Schweiz den direkten Effekt auf die Bienenlarven. Produzieren die gentechnisch veränderten Maispflanzen einen Hemmstoff, der die Eiweißverdauung unterbricht (Protease-Hemmer), waren die Futtersaftdrüsen der Ammenbienen deutlich kleiner. Eiweißfutterteige enthalten häufig Soja-Bestandteile. Gentechnisch veränderte Sojabohnen werden sehr häufig angebaut, so daß Bienen auch über den „Umweg" der Eiweißfutterteige mit transgenen Produkten in Kontakt kommen. Dr. R. Siede (Deutschland) untersuchte verschiedene Futterteige auf Bestandteile transgenen Sojas. In vier von elf Produkten konnte gentechnisch verändertes Material nachgewiesen werden. Außerdem wurden Honige untersucht, die von Bienen stammten, welche mit solchen Futterteigen gefüttert worden waren. Auch hier fanden sich in mehreren Proben die Bestandteile der gentechnisch veränderten Sojabohnen. Die Untersuchungen von Jenny Walker (Großbritannien) zeigten, daß der Anbau von transgenem Raps, Mais und Zuckerrüben einen deutlichen Rückgang von Beikräutern und Wildpflanzen am Feldrand bewirkt. Parallel dazu ging die Anzahl der Bestäuber zurück und das Artenspektrum verarmte. (Dbj 11/05, S. 499)

Eine weit verbreitete Methode, verbotene gentechnisch veränderte Produkte zu verbreiten, ist, sie versehentlich in den Handel zu bringen, so wie 2003 von der University of Illinois/USA 400 genmanipulierte Schweine an einen Tierhändler verkauft oder 2001 genmanipulierte Schweine von der University of Florida/USA zu Würstchen verarbeitet wurden:

„The FDA has officially closed its investigation on a 2003 food safety mishap, wherein nearly 400 bioengineered pigs, developed for research, mistakenly ended up in the U.S. food supply. The University of Illinois says it accidentally sold the pigs to a livestock dealer, instead of incinerating them, as is required by law. The FDA claims it cannot make a statement regarding potential risk to human health, given the fact that the researchers kept insufficient records. The mishap follows on the heels of a similar situation occurring in 2001, when genetically engineered pigs were stolen from the University of Florida, and later turned up in the sausage served at a funeral in High" (OB #66)

Eine neue britische Studie, finanziert von der Regierung und der Biotech Industrie, zeigt, daß genmanipulierte Feldfrüchte, auch wenn sie nur für ein Jahr angebaut werden, den Acker für mindestens 15 Jahre verseuchen. Davon betroffen sind vor allem Imker, denn deren Bienen tragen den genmanipulierten Pollen ein, der sich wiederum im Honig wiederfindet.

„A new study, funded by the biotech industry and the British government, has found that growing genetically engineered (GE) crops contaminates the and for at least 15 years. Scientists examined various test plots of GE  oilseed rape and found that even if a farmer were to grow the GE plant for only one season, the plants would continue to grow year after year, contaminating future harvests. The study reveals that nine years after      growing the GE rape plants, two plants were found to be growing on every square meter. After 15 years, there was still one GE plant growing per square meter. The British government is using this data to fortify its decision to uphold a ban on growing GE crops". (OB #67 )

Außerhalb der EU sieht es jedoch anders aus: Zum ersten Mal ist gen-Reis in Ladenregalen aufgetaucht: In der zentralchinesischen Provinz Hubei wurde genmanipulierter Reis in drei Filialen von Carrefour, der weltweit zweitgrößten Supermarktkette, gefunden. (EN 3/05, S. 3) Die Verbreitung genmanipulierter Papayas in Thailand zum Beispiel ist keine Seltenheit: Kontaminierte Samen wurden an 2600 Bauern verkauft. Aber nicht nur in Thailand essen Verbraucher unwissentlich diese Sorte Gen-Früchte, auch Konsumenten in Europa und Asien sind möglicherweise durch Exporte betroffen. (EN 3/05, S. 2)

Erbsen und Raps in genmanipulierter Form gibt es auf Äckern in Deutschland glücklicherweise noch nicht, aber Äcker auf denen Gen-Mais angebaut wird, befinden sich zum Beispiel bei Seelow in Brandenburg, im brandenburgischen Neureetz, Neutrebbin, Heinersdorf sowie im sächsischen Hasselbachtal. In diesem Jahr wächst solcher Mais nicht auf 1000 ha, wie die Gentechnik-Lobby angekündigt hatte, sondern auf 345 ha Land. Österreich, Ungarn, Griechenland und Polen haben dagegen den Anbau von Gen-Mais wegen der ungeklärten Risiken erst gar nicht zugelassen. Seit Jahren wird vor allem Gen-Soja aus Argentinien und den USA massenhaft an Milchkühe verfüttert. Obwohl genügend anderes Futter verfügbar ist, weigern sich die Unternehmensgruppe Theo Müller und Campina/Landliebe weiterhin, ihre Zulieferer zum generellen Verzicht auf Gen-Futter zu verpflichten. (EN 3/05, S. 2)

Das „Journal of Agricultural and Food Chemistry" berichtet, Australische Feldmäuse hätten sich eine Lungenkrankheit zugezogen, die vermutlich auf den Konsum gentechnisch veränderter Erbsen zurückzuführen ist. Verantwortlich für die Erkrankung der Nager ist wahrscheinlich ein leicht verändertes Protein. (FAS, Nr. 46/05, S. 73) Der Versuch wurde abgebrochen; auf eine Auswirkung des Nektars auf Bienen oder der Erbse auf Menschen wollte man es nicht ankommen lassen.

Wenn man aus einer Erbse eine halbe Bohne machen will, ist es nicht verwunderlich, daß nichts bleibt wie es war: Auf was für abstruse Gedanken solche Genforscher wie Thomas Higgins von der „Commonwealth Science and Industry Research Organisation" kommen! Nur weil der Anbau von Erbsen den australischen Bauern angeblich hundert Millionen Dollar im Jahr einbrächte  - wenn der gemeine Erbsenkäfer nicht regelmäßig für erhebliche Ernteausfälle sorgen würde - hat Higgins ohne viel Federlesens den Bauplan für ein Eiweiß, das Bohnen vor Fraßfeinden schützt, auf Erbsen übertragen. Natürlich zeigen sich kurzfristige Erfolge: Das Eiweiß aus der Bohne, Alpha-Amylase-Inhibitor, verhindert im Erbsenkäfer den Abbau von Stärke und macht es ihm unmöglich, seine Nahrung zu verdauen. Die Käfer verhungern. Es ist nun aber der reinste Aberglaube, anzunehmen, daß das Eiweiß sich während des gentechnischen Eingriffs nicht ungünstig verändern würde. „Der Alpha-Amylase-Hemmer in der Bohne war nicht durch Allergiepotential aufgefallen. Doch als die Wissenschaftler Erbsenmehl mit dem Alpha-Amylase-Hemmer an Labormäuse verfütterten, wurden diese krank. ... Die Auswirkungen auf die Mäuse waren indes so dramatisch, daß die Entwicklung der neuen Erbsensorte umgehend eingestellt wurde. ... Der transferierte genetische Bauplan entwickelte in der Erbse ein unerwartetes Eigenleben. (FAZ, Nr. 274, S. 34)

Herr Higgens hatte die Welt zum besten, wie mancher Agro-Gentechniker vor und nach ihm.

Man wundert sich über das Gedanken-Vakuum, das bei derartigen Genforschern anzutreffen ist; was für ein Glück, daß die Köpfe nicht zerdrückt werden. Wenn eine Gedanken-Leere auch um sie herum ist in der gesamten Agro-Gentechnik-Gemeinde, so ist es nicht möglich.
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* Mehr zum Thema:
Nebenwirkungen der Agrogentechnik
Gentechnisch manipulierte Lebensmittel und Saaten gesundheitsgefärdend und unsicher
 
 

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